Von Veröffentlicht am: 30. August 2023Kategorien: Aktuelles

Küche Aktuell plant, die Ausstellungsfläche am Gewerbering in Halstenbek zu vergrößern. Zu dem Zweck müsste ein Knick mit geschützen Bäumen gerodet werden.

Uns hat eine Stellungsnahme des BUND zu dem Thema erreicht, die wir hier ungekürzt wiedergeben:


Am 02.09.2023 um 12:00 Uhr findet eine Kundgebung gegen die Zerstörung eines Knicks und mehrerer Bäume in Halstenbek statt.

Treffpunkt: Gewerbering 15 (vor Küche Aktuell).

Die bestehende Küchenausstellungsfläche am Gewerbering soll von 4300qm um weitere 1.600 m² auf 5.900 m² (23m nach Westen) vergrößert werden.  

Ein  35m langer Knick und 9 Bäume sollen der Erweiterung zum Opfer fallen

Auf der vorgesehen Erweiterungsfläche, einer zum jetzigen Zeitpunkt zum Teil unversiegelten „grünen Wiese“ in einem Trinkwasserschutzgebiet befinden sich ein 35m langer eingewachsener Knick und 9 große unter Baumschutz stehende Bäume, darunter 3 Orts- und Landschaftsprägende Eichen mit einem Kronendurchmesser von 20m .

Der Knick gehört zu den wenigen noch vorhandenen Knicks in Halstenbek. Ihr Bestand soll gemäß dem SH Knickerlass grundsätzlich nicht verringert werden. Knicks stehen als erhaltenswerte Biotope unter §30 Bundesnaturschutzgesetz und §21 LNatSchG unter gesetzlichem Schutz.

Knicks und Bäume sind wichtige Verbündete im Kampf für besseren Klima,- Natur – und Artenschutz

Knicks und Bäume sind wichtige Verbündete, um die Klimaneutralität für Halstenbek bis 2030 zu erreichen, sie speichern CO2, halten das Regenwasser zurück und nehmen damit bei Hitze und Wind einen positiven Einfluss auf unser Kleinklima.

Knicks sind wertvolle Biotopelemente für eine grüne Infrastruktur. Sie bieten Lebens-  und Nahrungsraum für eine zahl- und artenreiche Tierwelt. Knicks dienen als Leitstrukturen für Fledermäuse. Im Plangebiet werden europäisch geschützte Arten von verschiedenen Vogel- und Fledermausausarten vermutet.

Sie gehören zu unserer historischen Kulturlandschaft und zum charakteristischen Landschaftsbild in SH. Die UNESCO hat die Knickpflege 2023 in Schleswig-Holstein zum immateriellen Kulturerbe erklärt.

Knicks begrünen und beleben unser Ortsbild.  

Klimaschutz sollen andere machen – in Halstenbek machen wir so weiter wie bisher

Trotz zunehmender Warnungen von Wissenschaftler*innen, Wissenschaftsjournalist*innen, Klimaaktivisten wie Fridays for Future, Politiker*innen verschiedener Parteien und dem Bundesverfassungsgericht wog in der Abwägung der Argumente für und gegen den Bauantrag von „Küche Aktuell“ für die Bauausschussmitglieder das Gewicht für eine Erweiterung von größeren Ausstellungsflächen (mögliche zusätzliche Gewerbesteuern, mögliche Arbeitsplätze) schwerer als Klima- und Naturschutzgebote.

Klimaschutz – nicht so wichtig

Trotz des fortschreitenden Klimawandels und des Artensterbens wurde dem Erhalt des Knickbiotops, der Bäume und unversiegelter Flächen eine geringere Bedeutung beigemessen!

Im EU Parlament hingegen wurde mit dem gerade verabschiedeten Renaturierungsgesetz der EU erneut deutlich gemacht, dass sich unsere Ökosysteme in ihrer Funktionsfähigkeit nicht weiter verschlechtern dürfen.

Bundesverfassungsrichter*innen haben im Juli 2021 für ein Recht auf Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen insbesondere in Verantwortung für die nachfolgenden Generationen entschieden.

Und das Bundesumweltministerium hat im Juli 2023 ein Förderprogramm mit 100 Mio. € für natürliche kommunale Klimaschutzmaßnahmen, wie z. Bsp. Bodenentsiegelungen aufgelegt.

Ausgleichsmöglichkeiten für den geplanten Eingriff in die Natur?

Der ermittelte Kompensationsbedarf zum Ausgleich für den Knick-, Baum- und Gehölzverlust sowie für 2950qm neu versiegelter Fläche kann im Plangebiet nicht vollständig ausgeglichen werden.

Für den Wegfall des Knicks und der Bäume ergibt sich ein Kompensationsbedarf von 70 m Knickneuanlage, 15 Stck. Ersatzbäume und 1092 qm Ausgleichsfläche.

Im 1 ha großen Plangebiet werden lediglich 0,5 % der Fläche  580qm als (private)  Grünfläche, ausgewiesen, auf dem ein 40m langer neuer Knick angelegt werden soll. Auf einem  3m breiten Pflanzstreifen am westlichen Plangebietsrand sollen 6 Ersatzbäume Platz finden.

Und selbst wenn der Knick, die Bäume und die neu versiegelte Bodenfläche vor Ort ausgeglichen würden, wären ihre jetzigen Klima- und Naturschutzfunktionen erst nach Jahrzehnten wieder erreicht und einige Tiere nicht mehr da.

Umweltkosten?

Der beschlossene Planungsentwurf von „Küche Aktuell“ wurde als wirtschaftlichste Bauvariante für den Fachmarkt bezeichnet. Alternativen  wurden nicht vorgelegt, Umweltkosten spielten bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung keine Rolle.  

Öffentliche Beteiligung zum Bebauungsplan für Küche Aktuell – Wie würden Sie entscheiden?

Bis zum 11. September können im öffentlichen Beteiligungsverfahren Behörden, Verbände und auch Bürger und Bürgerinnen ihre Meinung äußern. 

Die Planungs- und Beteiligungsunterlagen finden Sie im schleswig-holsteinischen Onlineportal: https://www.bob-sh.de/  unter der Postleitzahl von Halstenbek.

Die Unterlagen liegen auch im Zimmer 43 des Rathauses () zur Einsicht und zur Stellungnahme aus.

Bitte nutzen Sie ihre Chance, diese Naturzerstörung noch zu verhindern. Wenn die Bäume erst einmal gefällt sind, ist es zu spät!

Text: Karen Schröder, BUND Halstenbek